Hintergrund

Antimikrobielle Resistenz als globale Herausforderung

Die antimikrobielle Resistenz in Bakterien stellt eine grosse Bedrohung für Menschen und die Gesundheitssysteme dar. Die Covid-19-Krise hat gezeigt, welche Auswirkungen eine Infektionskrankheit auf die verschiedenen Bereiche von Gesellschaft, Wirtschaft und insbesondere von Gesundheitsdiensten haben kann. Gleichzeitig zeigte sich aber auch, wie eine koordinierte Reaktion das Übertragungsrisiko durch die Optimierung von Prozessen im Gesundheitssystem mindern kann.

Das wachsende Problem von antibiotikaresistenten Bakterien wird mittlerweile als ‘eine weitere Pandemie’ bezeichnet [Guardian, 2021]. Schon jetzt sterben jedes Jahr weltweit Hunderttausende von Menschen an schlichtweg unbehandelbaren bakteriellen Infektionen, und Schätzungen zufolge könnte es bis 2050 jährlich 10 Millionen Todesfälle durch Krankheiten im Zusammenhang mit resistenten Erregern geben, mit damit verbundenen wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von sage und schreibe 100 Billionen US-Dollar innerhalb dieses Zeitraums [O'Neill, 2014].

Die antimikrobielle Resistenz kann eine Reihe von Bakterien und anderen Mikroorganismen (Pilze, Parasiten, Viren) betreffen, die bei Menschen, Tieren und in der Umwelt vorkommen. Die Mechanismen, die zu Resistenzen führen oder die Übertragung von Resistenzen zwischen Bakterien erleichtern, sind komplex und noch nicht vollständig bekannt, wodurch rasches Erkennen, Kontrolle und Prävention von Resistenz oftmals erschwert wird. Die Verringerung des Antibiotikaeinsatzes bei Mensch und Tier ist eine der wichtigsten Massnahmen zur Bekämpfung der zunehmenden Arzneimittelresistenzen.

Antimicrobial stewardship

Die Entwicklung von Resistenzen gegen erfolgt viel schneller, als neue antimikrobielle Arzneimittel entdeckt und zugelassen werden. Eines der wichtigsten Milieus, in denen Menschen heutzutage hochresistenten Erregern und Breitspektrum-Antibiotika ausgesetzt sind, ist die akute Gesundheitsversorgung. Daher ist die Frage, wie das Auftreten und die Verbreitung resistenter Erreger in Gesundheitseinrichtungen verhindert werden kann, ein wichtiger Ausgangspunkt.

Die Antimicrobial Stewardship, welche als "Strategie, ein kohärentes Bündel von Massnahmen zur Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit antimikrobiellen Mitteln" beschrieben wurde [Dyar, 2017], könnte dazu beitragen, die Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen zu bewältigen. Ähnlich wie bei der Umsetzung von Infektionskontrollmassnahmen und der verringerten Übertragung multiresistenter Organismen im Spitalumfeld [Tacconelli, 2014] wurde gezeigt, dass Aktivitäten der Antimicrobial Stewardship mit einer verbesserten Verschreibungsverhalten in Bezug auf Antibiotika [Davey, 2013] sowie dem verringerten Auftreten resistenter Bakterien [Baur, 2017; Remschmidt, 2017; Nathwani, 2019] verbunden sind, was die Bedeutung der Umsetzung von antimicrobial stewardship unterstreicht.

Die Weltgesundheitsorganisation, die Schweiz und eine Reihe weiterer Industrieländer, haben den Kampf gegen antimikrobielle Resistenz zu einer Priorität erklärt, aber grosse Herausforderungen, um das Problem zu bewältigen, bleiben. Während es bei einer akuten Krise im Gesundheitswesen in der Regel einfach ist, einen Konsens über dringende Massnahmen zu finden, ist es viel schwieriger, sich auf potenzielle Massnahmen zu einigen, wenn ein öffentliches Gesundheitsproblem wie antimikrobielle Resistenz sich langsam, aber stetig weiterentwickelt.

Antimikrobielle Resistenzen und antimicrobial stewardship in der Schweiz

Teilprojekt SwissASP

Literatur

Dokumente und Berichte