Das Modul

Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen – englisch: catheter-associated urinary tract infections (CAUTI) – gehören zu den häufigsten Healthcare-assoziierten Infektionen. Sie sind verbunden mit erhöhter Morbidität und Mortalität, erhöhten Gesundheitskosten und verlängertem Spitalaufenthalt. Durch die optimale Umsetzung von erprobten Massnahmen kann ein Teil davon verhindert werden.

Ausgangslage

Die Katheterisierung der ableitenden Harnwege ist bei Patientinnen und Patienten in Akutspitälern häufig. Ungefähr ein Fünftel der Patientinnen und Patienten erhält im Laufe eines Spitalaufenthaltes einen Blasenkatheter. Aufgrund dieser grossen Fallzahl sind auch CAUTI häufig. Rund 15% aller Healthcare-assoziierten Infektionen entfallen auf CAUTI. Sie verursachen längere Spitalaufenthalte, höhere Kosten und schlimmstenfalls Todesfälle. Die optimale Umsetzung von verschiedenen erprobten Massnahmen kann das Risiko eines CAUTI reduzieren.

In der Schweiz wurde 2015 bis 2018 von Patientensicherheit Schweiz gemeinsam mit Swissnoso ein Pilotprogramm unter dem Titel «progress! Sicherheit bei Blasenkathetern» durchgeführt. Im Rahmen dieses Pilotprogramms wurde ein Interventionsbündel zur Reduktion von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen (CAUTI) und nicht-infektiösen Komplikationen entwickelt und erprobt, welches die drei Massnahmen 1) evidenzbasierte Indikationsliste für Blasenkatheter, 2) tägliche Überprüfung der Notwendigkeit des Blasenkatheters (Reevaluation) sowie 3) Schulung des Personals zum Legen und zum Umgang mit Blasenkathetern umfasste.

Basierend auf den Erfahrungen des Pilotprogramms etablierte Swissnoso in Zusammenarbeit mit Patientensicherheit Schweiz das Interventionsmodul «CAUTI Intervention», welches zusammen mit dem Modul «CAUTI Surveillance» zur Prävention dieser Art von Healthcare-assoziierten Infektionen dienen soll. Damit soll den Spitälern ein Gesamtpaket zur CAUTI-Überwachung und -Prävention zur Verfügung gestellt werden. Die Entwicklung und die Einführung des Moduls werden finanziell vom Bundesamt für Gesundheit unterstützt. Dank dieser Unterstützung ist die Teilnahme am Modul zu Beginn vergünstigt. Das Modul steht allen Schweizer Spitälern ab 2023 zur Verfügung.

Was sind die Ziele des Moduls?

Übergeordnetes Ziel des Moduls ist es, den unnötigen Einsatz von Blasenkathetern durch die Anwendung geeigneter Präventionsmassnahmen zu reduzieren bzw. die Verwendung indizierter Blasenkatheter sicherer zu machen. Als Folge davon wird die CAUTI-Rate sowie die Rate der nicht-infektiösen katheterbedingten Komplikationen reduziert. Als Nebeneffekt ergeben sich zudem Einsparungen in Form von nicht eingelegten Blasenkathetern und dem damit verbundenen Aufwand.

Was umfasst das Modul?

Um den Einsatz von Blasenkathetern zu verringern und damit auch Katheter-assoziierte Komplikationen zu verhindern, setzen die teilnehmenden Spitäler folgendes evidenzbasiertes Interventionsbündel um:

1) Verwendung einer evidenzbasierten Indikationsliste für Blasenkatheter

Die wichtigste Massnahme zur Vermeidung Katheter-assoziierter Komplikationen ist der Verzicht auf die Kathetereinlage. Ein Blasenkatheter soll nur eingelegt werden, wenn er indiziert ist. Die Etablierung einer für das Fachpersonal verbindlichen Indikationsliste soll die Anzahl ungerechtfertigt eingelegter Katheter senken.

2) Re-Evalvation: tägliche Überprüfung der Notwendigkeit des Blasenkatheters

Die Etablierung eines Prozesses zur regelmässigen Überprüfung, ob ein Blasenkatheter noch notwendig ist, trägt ausserdem dazu bei, dass die Liegedauer des Katheters verkürzt und somit das Infektionsrisiko reduziert wird.

3) Kathetereinlage, -pflege und -entfernung

  • Schulung des Personals zum Legen und zum Umgang mit Blasenkathetern
  • Beobachtung der Kathetereinlage mit direktem Feedback mit Hilfe der Applikation CCM-CAUTI (CleanCareMonitor-CAUTI)

Die systematische Schulung des zuständigen Personals bezüglich der aseptischen und verletzungsfreien Einlage, Pflege und Entfernung von Blasenkathetern inklusive der Beobachtung der Kathetereinlage mit direktem Feedback führt zu einer erhöhten Sicherheit und reduziert das Infektions- und Verletzungsrisiko.

Implementierungsindikatoren

Zudem erheben die Spitäler definierte Implementierungsindikatoren – vier Indikatoren zur Umsetzungstreue und drei Indikatoren zur Durchdringung –, mit denen sie den Umsetzungserfolg messen können.

Wer ist die Zielgruppe des Moduls?

Das Modul kann grundsätzlich überall zum Einsatz kommen, wo Blasenkatheter verwendet werden. Es ist deshalb breit anwendbar. Hauptfokus sind Akutspitäler, da dort die meisten Blasenkatheter gelegt werden. Die Präventionsmassnahmen können aber auch in Rehakliniken umgesetzt werden. Innerhalb der Akutspitäler können alle Abteilungen, in denen Blasenkatheter gelegt werden, einbezogen werden oder je nach Handlungsbedarf gezielt einzelne Abteilungen oder Bereiche.